Wenn man erst einmal begriffen hat, wie einfach es ist, ein Pferd zu verstehen und von ihm verstanden zu werden, fragt man sich, warum genau das in den Reitschulen nicht vermittelt wird.
Einem Pferd zuzuhören, sollte Grundvoraussetzung sein, ehe man zu seiner ersten Reitstunde aufsitzt.
Es verstehen lernen, erstes Ziel.
Und dass man – wenn man beim Pferd ist – auch mit seiner Aufmerksamkeit beim Pferd ist – und nur dort - sollte selbstverständlich sein.
Leider sieht die Praxis häufig anders aus.
Dabei sprechen fast alle Pferdemenschen davon, dass sie sich eine gute Partnerschaft mit ihrem Pferd wünschen.
Doch was ist es, was eine gute Partnerschaft auszeichnet?
Genau! Sich zu respektieren, zu kommunizieren, evtl. auch hin und wieder zu diskutieren.
Aber all das doch auf der Basis des gegenseitigen Zuhörens.
Und genau hier setzt das Training nach Geitner an: Nur mit einem Pferd, das uns zuhört, können wir effektiv arbeiten, etwas erreichen.
Und dazu müssen auch wir bereit sein, zuzuhören.
Für viele Pferde ist es sicherlich eine ganz neue Erfahrung, wenn ihnen ihr Mensch plötzlich zuhört...
Ich gebe zu, dass ich es inzwischen nicht mehr gut ertragen kann, wenn Pferde bereits beim Führen von der Koppel vollkommen kommunikationslos mitgeschleppt werden. Wenn sie mehr oder weniger unbeachtet hinter dem anderen Ende des Strickes her schlurfen, wenn dann ein einstudiertes Programm aus Putzen, Satteln und Reiten abgespult wird und im besten Fall ohne größere Zwischenfälle das Pferd dann auf ähnliche Weise wieder zurückgebracht wird.
Meist sind die Menschen bei all dem nicht im Dialog mit ihrem Pferd sondern mit anderen Menschen.
Mit Anwesenden und mit nicht Anwesenden - sprich: am Handy.
Dabei hat das Pferd uns so viel mitzuteilen.
Erst dann, wenn es sich einmal außerhalb der erwünschten Norm bewegt, erhält es Aufmerksamkeit.
Negative Aufmerksamkeit, versteht sich. Denn es hat ja nicht getan, was es soll. Obwohl man es ihm laut und deutlich gesagt hat: „Steh!“
Der Begriff "Pferdeflüsterer" hat für mich eine völlig neue Bedeutung bekommen. Nicht das geflüsterte, gesprochene oder gar gebrüllte Wort ist wichtig.
Nein, kommunizieren sollten wir mit unserer ganzen Körpersprache. Und das klar und eindeutig, ehrlich und fair. So, wie es die Pferde tun.
Dazu braucht es keine Worte.
Und schon gar kein Geschrei.
Und was ich ebenso wichtig finde: Wir sollten auch auf das hören, was uns die Pferde sagen. Dass sie es ohne Worte tun, steht außer Frage. Wir müssen sie nur beobachten.
Sie schreien uns nicht an, obwohl sie oft allen Grund dazu hätten.
Zuhören sollte man ihnen trotzdem. Oder gerade deswegen. Es lohnt sich!
„Die Denkweise der Pferde ist wie ihre Sprache: Klar, einfach und absolut ehrlich.
Pferde denken nicht um Ecken,
konstruieren keine Rachefeldzüge gegen den Menschen,
und sie können uns auch keins <auswischen>“
Michael Geitner
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